München/Bad Nenndorf. Mindestens 417 Menschen sind im Jahr 2019 ertrunken.Das gab die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Donnerstag, den 5. März, bei der Verööfentlichung ihrer Jahresstatistik in München bekannt. „Flüsse, Seen oder Kanäle sind nach wie vor die größten Gefahrenquellen.“ so Achim Haag, Präsident der Wasserretter. „Nur vergleichsweise wenige Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern bewacht. Das Risiko, dort zu ertrinken, ist deshalb um ein Vielfaches höher als an Küsten oder in Schwimmbädern“ Rund 85 Prozent der Opfer, konkret sind das 362 Frauen und Männer, seien demnach an Binnengewässern zu beklagen. Weiter kritisiert der DLRG-Präsident die Kommunen und Landkreise, die nicht genug für die Sicherheit der Menschen im und am Wasser täten.
Zwar ist die Zahl der Opfer im Jahr 2019 um 17,3% auf 417 zurückgegangen. Das sei jedoch auf das wechselhafte Wetter zurückzuführen. Trotz zahlreicher Temperaturrekorde im vergangenen Sommer, gab es jedoch immer wieder Regentage, kühle Temperaturen und starke Unwetter, die sich regelmäßig abwechselten. So entschieden sich viele Menschen oftmals gegen ein Bad im See oder an den Küsten, was, die auf den ersten Blick positive Entwicklung, erklärt. „Der Wettergott hat uns in die Karten gespielt“, kommentierte der DLRG-Präsident das Ergebnis.
Die tödlichen Unfälle an Nord- und Ostsee haben sich im Vergleich zu 2018 um zwei Fälle reduziert. An den Küsten zwischen Borkum und Usedom starben 23 Menschen (fünf in der Nord- und 18 in der Ostsee), davon viele beim Segeln oder Angeln. Deutlich gesunken sind die Todesfälle in Schwimmbädern. 2019 verzeichnete die DLRG-Statistik 11 Opfer (2018 waren es noch 29) in Frei-, Hallen- und Naturbädern. In privaten Swimmingpools ertranken zwei Menschen.
34 Todesfälle durch Ertinken im Land Brandenburg
Die meisten Menschen ertranken laut Statistik in Bayern, wo 95 Personen ums Leben kamen, sieben mehr als im Jahr zuvor. Auf Rang zwei rangiert Nordrhein-Westfalen mit 65 Todesfällen, gefolgt von ist Niedersachsen, das flächenmäßig zweitgrößte Bundesland, mit 51 Todesfällen. Es folgen Baden-Württemberg (37), Brandenburg (34) und Mecklenburg-Vorpommern (27).
Von den Todesopfern im Land Brandenburg ertranken in den Monanten von Mai bis September insgeamt 24 Menschen. Rund 80 Prozent sind davon männlich. In der Altersgruppe 50 - 60 Jahre ertranken 11 und in der Altersgruppe 75 - 85 Jahre ertranken 10 Menschen. 24 Personen ertranken in Brandenburger Seen, 9 in Kanälen, Flüssen oder Gräben und 1 Person in sonstigen Gewässern.
DLRG kritisiert die Schwimmausbildung
Hart kritisiert die DLRG in diesem Zusammenhang die sich weiter verschlechternden Rahmenbedingungen für die Schwimmausbildung. Die Zahl der geschlossenen und akut vor Schließung stehenden Bäder in Deutschland erhöhe sich stets, so Haag weiter. „Diese Entwicklung ist alarmierend. Die Folgen bekommen wir alle zu spüren. 20 bis 25 Prozent aller Grundschulen bieten keinen Schwimmunterricht mehr an, weil ihnen kein Bad zur Verfügung steht. Ausbildende Verbände wie die DLRG haben lange Wartelisten von ein bis zwei Jahren für einen Schwimmkurs. Mehr als jeder zweite Grundschulabsolvent ist kein sicherer Schwimmer mehr.“ Und: „Die Proteste in den Kommunen gegen Bäderschließungen werden immer lauter. 85 Prozent der Menschen wollen ihr Bad behalten. Das ist die große Mehrheit. Darauf sollte die Politik hören“, sagt der DLRG-Chef.
Mit ihrer Petition „Rettet die Bäder!“ habe die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, nach eigenen Angaben die Schwimmausbilderin Nummer eins in Deutschland, einen ersten wichtigen Teilschritt erreicht. Nachdem im Dezember 2019 der Petitionsausschuss in öffentlicher Sitzung über den Erhalt von Schwimmbädern in Deutschland diskutierte, waren Vertreter der DLRG Anfang 2020 erneut im Bundestag, um Gespräche mit dem Sportausschuss zu führen. Dieser verlautbarte anschließend ernsthafte Pläne für ein bundesweites Investitionsprogramm für die Schwimmbäderinfrastruktur.