Die ehrenamtliche Kinderbeauftragte der Stadt Frankfurt (Oder), Jacqueline Eckardt verlieh Oberbürgermeister René Wilke (Die Linke) das Oderküken 2020. Die von Jacqueline Eckardt im vergangenen Jahr initiierte Anerkennung ehrt Menschen der Stadt, die eine wichtige Rolle im Leben der Frankfurter Kinder einnehmen.
„Am vergangenen Wochenende erlebten viele Menschen im Zuge der deutsch-polnischen Grenzöffnung große Gesten der Menschlichkeit und Freundschaft – insbesondere von Seiten des Frankfurter Oberbürgermeisters und Mariusz Olejniczak, Bürgermeister von Słubice“, begründet Eckardt die Auszeichnung. „Diese Bilder berührten auch die Kinder der Doppelstadt.“
In der Nacht der Grenzöffnung umarmte René Wilke seinen Słubicer Amtskollegen vor laufenden Kameras. Später zeigte sich Wilke wegen dieses Verstoßes gegen die Corona-Abstandsregeln selbst an, und bat das ihm unterstehende städtische Gesundheitsamt, den Vorfall zu prüfen. „Die Situation, in der Mariusz und ich uns kurz umarmt haben, die hatte etwas Befreiendes, ließ mich spüren, welche Last gerade von vielen Bürgerinnen und Bürgern unserer Städte abfiel“, erklärt der Oberbürgermeister. „Unser Agieren als Repräsentanten dieser Menschen war für mich noch nie so authentisch wie in diesen drei Sekunden. Die Geste war nicht geplant, aber wichtig. Allerdings war sie auch ein Regelverstoß, für den ich einzustehen habe, wie es für jede Bürgerin und jeden Bürger unserer Stadt in einer vergleichbaren Situation wäre.“
Die Kinderbeauftragte zollt Wilke Respekt für diese Entscheidung: „Einen großen Dank an Oberbürgermeister René Wilke für sein Einstehen und die damit verbundene Vorbildwirkung. Viele Kinder dieser Stadt freuen sich, einen solch ehrlichen Oberbürgermeister zu haben.“
Nachtrag, 18. Juni 2020: Der Leiter des Gesundheitsamts Oliver Fahron hat beschlossen, keine Strafe gegen sein Vorgesetzten, Oberbürgermeister René Wilke zu verhängen. Es habe keine Gefahr für die öffentliche Gesundheit bestanden, da lediglich zwei Personen unmittelbar beteiligt waren. Außerdem sei kein Vorsatz bei dem Regelverstoß abzuleiten, und Wilke habe durch die Selbstanzeige glaubwürdige Einsicht gezeigt. Auch seien keine vorangegangenen Verstöße des Stadtoberhaupts gegen die Eindämmungsverordnung aktenkundig.
„In Abstimmung mit dem Oberbürgermeister haben wir in Frankfurt (Oder) während der zurückliegenden Monate die meisten Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Verstößen gegen die Eindämmungsverordnung ohne Sanktion eingestellt und anstelle der Verhängung von Geldbußen aktiv auf Einsicht und Lernprozesse eingewirkt“, erklärt Oliver Fahron. „Mein Auftrag war nun, das Geschehen bei der Grenzöffnung ausdrücklich ohne Ansehen der Person zu prüfen. Wenn ich mit dem Oberbürgermeister nun so umgehe, wie mit allen anderen, die in den letzten Wochen gegen die Verordnungen verstoßen haben, muss ich das Verfahren ohne Sanktion einstellen.“