Die Arbeitslosenquote in Ostbrandenburg beträgt 6,3 Prozent. Im September lag sie bei 6,6 Prozent, im Oktober vorigen Jahres bei 5,7 Prozent. 47 Betriebe zeigten im Oktober Kurzarbeit neu an. Seit April taten das insgesamt 4.163 Ostbrandenburger Unternehmen. Nur ein Teil dieser Betriebe arbeitet tatsächlich kurz. Nach den Hochrechnungen arbeiteten im Juni 1.756 Ostbrandenburger Betriebe und 10.288 Beschäftigte kurz, im Mai 2.417 Betriebe und 16.366 Beschäftigte. Für April liegen nun die endgültigen Zahlen vor. Damals arbeiteten 2.757 Betriebe mit 18.261 Beschäftigten kurz.
„Im Oktober hat der Ostbrandenburger Arbeitsmarkt an Fahrt zugelegt“, findet Jochem Freyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Frankfurt (Oder). „Das hat saisonale wie konjunkturelle Gründe. Die klassische Herbstbelebung erhält dieses Jahr Rückenwind durch die wieder höhere Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Die Ostbrandenburger Wirtschaft zeigt eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit. Dadurch ist auch der Zuwachs an Arbeitslosen aus dem Frühjahr bereits erheblich abgeschmolzen. Unter anderem im gewerblich-technischen Bereich, im öffentlichen Sektor und im Verkauf wird Personal gesucht. Auch die Mittelfrist-Perspektive ist positiv. Durch den BER und Tesla treten zwei gewichtige Impulsgeber und Nachfrager auf den Markt. In den nächsten Monaten bleiben allerdings erhebliche Risiken durch den zu erwartenden Personalabbau von Großunternehmen in den Metropolregionen und die Auswirkungen durch einen möglichen neuen Lockdown.“
1.314 Menschen unter 25 Jahre waren im Oktober arbeitslos gemeldet, 95 weniger als im Vormonat, aber 230 mehr als vor einem Jahr. Die Jugend-Arbeitslosenquote lag im Oktober bei 8,6 Prozent. Im Oktober 2019 betrug sie 7,8 Prozent. „In diesem Jahr hatten es viele junge Menschen besonders schwer, sich beruflich zu orientieren und einen Ausbildungsplatz zu finden“, erklärt Gabriele Schoel, Geschäftsführerin des Jobcenters Märkisch-Oderland. „Wenn keine Messen und persönlichen Beratungen stattfinden können, ist das nicht gut. Umso mehr setzen wir jetzt alles daran, damit auch diejenigen, die bisher leer ausgegangen sind, noch eine Chance bekommen. Welcher Ansatz Erfolg verspricht - das ist so verschieden wie die Jugendlichen und ihre Biografien selbst. Bewährt hat sich beispielsweise die sogenannte Einstiegsqualifizierung - ein sozialversicherungspflichtiges Praktikum – bei dem sich Betrieb und Jugendliche vor dem Start der eigentlichen Ausbildung kennen lernen können. Mit ausbildungsbegleitenden Hilfen wie Nachhilfeunterricht wollen wir erreichen, dass eine Ausbildung auch bei Schwierigkeiten erfolgreich abgeschlossen werden kann.“
Die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Ausbildungsstellen in Ostbrandenburg ging zwischen Oktober 2019 und September 2020 leicht zurück. In Frankfurt, Märkisch-Oderland und Oder-Spree meldeten Arbeitgeber aus der regionalen Wirtschaft und Verwaltung insgesamt 1.986 Lehrstellen, 158 weniger als im Jahr zuvor. „Die duale Berufsausbildung bleibt für die IHK-Ausbildungsunternehmen auch in der Corona-Krise ein wichtiges Element der Fachkräftesicherung“, sagt Michael Völker, Leiter des Bereichs Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg. „Das zeigt sich nicht nur an dem unbedingten Willen, laufende Ausbildungsverhältnisse sicher fortzuführen, sondern auch an dem ungebrochenen hohen Angebot attraktiver Ausbildungsplätze in nahezu allen Branchen. Für die Gewinnung zukünftiger Azubis ist es wichtig, jetzt genügend Praktikumsplätze zur Verfügung zu stellen. Praktika ist der wichtigste Baustein der beruflichen Orientierung. Authentische Einblicke in Betriebe sind für Schüler eine große Entscheidungshilfe.“ Völker appelliert an Unternehmen, gerade in dieser Zeit Praktika anzubieten: „Das kann keine Website und kein Video ersetzen.“
Michaela Schmidt, Abteilungsleiterin für Berufsbildung bei der Ostbrandenburger Handwerkskammer ergänzt: „Gerade jetzt, in einer durch die Corona-Pandemie krisengeprägten Zeit, hat sich das Handwerk als sicher erwiesen. Unsere letzte Konjunkturanalyse hat gezeigt, dass noch viele Handwerkbetriebe gefüllte Auftragsbücher vorweisen können. Gerade dadurch konnte es gelingen, dass die Zahlen der neu abgeschlossenen Lehrverträge im Handwerk in Ostbrandenburg für das Schuljahr 20/21 ein leichtes Plus in Höhe von 1,2 Prozent aufweisen. Bereits heute haben unsere Handwerksbetriebe freie Lehrstellen für das nächste Ausbildungsjahr gemeldet. Dass das Handwerk stabil ist, zeigt auch die Zahl der wegen Corona aufgelösten Lehrverträge - kein einziger Vertrag wurde wegen des Lockdowns aufgelöst.“ Die drei beliebtesten Lehrberufe der Mädchen waren Verkäuferin, Kauffrau für Büromanagement und Kauffrau im Einzelhandel. Bei den Jungen waren es Kfz-Mechatroniker, Kaufmann im Einzelhandel und Verkäufer.
Für Frank Mahlkow, Geschäftsführer des Frankfurter Jobcenters, liegt einer der Schwerpunkte in den nächsten Monaten bei der Situation junger und alleinerziehender Eltern: „Nicht erst Corona hat gezeigt, wie wichtig familienfreundliche Rahmenbedingungen für diese Personengruppe sind. Wer die Schließzeiten der Kita im Blick behalten oder den Nachwuchs bei laufender Nase zuhause betreuen muss, benötigt einen Job mit den passenden Voraussetzungen. Gut geht das in Verwaltungs- und Büroberufen. Daher haben wir speziell für diese Branche gestern eine erste Info-Veranstaltung gemeinsam mit dem bbw angeboten. Das Interesse war groß. Jetzt schauen wir, welche Weiterbildung jeweils passt. Wir achten auf den Bedarf der Unternehmen. Unser Ziel ist es, möglichst vielen jungen Eltern eine Perspektive zu geben und später auf offene Stellen zu vermitteln.“