Annalena Baerbock zu Besuch

Von Sonntag, 8. Mai bis Dienstag, 10. Mai 2022 findet in Słubice und Frankfurt an der Oder ein Forum Europäischer Städte statt.

Annalena Baerbock zu Besuch

Die Stadt Frankfurt (Oder), die Gemeinde Słubice und die Europa-Universität Viadrina luden zu der Veranstaltung ein. Neben Stadt und Universität finanzieren Lottomittel des Landes Brandenburg das Forum. Es steht unter dem Motto „Ambivalenzen der Transformation“, und gehört zur Kampagne „Stadt der Brückenbauer“, mit der sich Frankfurt als Standort für das geplante „Zukunftszentrum für Europäische Transformation und Deutsche Einheit“ bewirbt.

Wie wachsen Menschen und Gesellschaften an Veränderungen und Brüchen? Diese Frage bildet den Mittelpunkt des internationalen Forums Europäischer Städte. Fachleute der Transformationsforschung sprechen über gesellschaftspolitische Herausforderungen aus den Umbrüchen der letzten drei Jahrzehnte. Das Forum behandelt diese Transformationen in den Programmreihen „Wissenschaft im Dialog“, „Gesellschaft im Dialog“ und „Kunst & Kultur“.

Zum Auftakt redeten am Sonntag, dem 8. Mai im Kleist Forum der ehemalige polnische Botschafter Dr. Marek Prawda und der Historiker Prof. Dr. Constantin Goschler von der Ruhr-Universität Bochum über die deutsch-deutsche und die europäische Dimension der Transformation, und tauschten sich mit anwesenden Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern zu Problemen und Chancen von Transformationsprozessen aus unterschiedlicher Perspektive aus.

Außenministerin Annalena Baerbock, Schirmherrin des Forums, eröffnete die Konferenz offiziell am Dienstag, dem 9. Mai. Nach der Begrüßung vor dem Auditorium Maximum durch Universitätspräsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal, Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke und Słubices Bürgermeister Mariusz Olejniczak trug sich die Ministerin in die Gästebücher der Stadt und der Viadrina ein. Annalena Baerbock hat als Bundestagsabgeordnete seit Jahren ein Büro in Frankfurt (Oder).

Am Europatag gäbe es keinen besseren Ort als eine europäische Doppelstadt, findet die Außenministerin. Als eine ihrer schönsten Erinnerungen beschrieb sie den Vorabend des 1. Mai 2004 auf der Brücke zwischen Frankfurt und Słubice. Damals tratens Polen, Estland, Lettland, Litauen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Malta und Zypern der Europäischen Union bei. Dieses Fest auf der Stadtbrücke, das Annalena Baerbock oft erwähnt, empfand sie als „einen Moment der tiefen Freundschaft“, ein „Ende der Teilung unseres Kontinents“.

Bei Baerbocks Eröffnungsrede im Audimax kam die Invasion der Ukraine zur Sprache. „Russlands Krieg verneint all das, wofür unser nach 1945 und nach 1989 geschaffenes Europa steht: Frieden und Freiheit, Demokratie und Menschenwürde“, sagte die grüne Ministerin. Dem müsse Europa entschlossen und gemeinsam entgegen treten, weil es auf der Seite der Opfer stehen muss, und nicht auf der des Aggressors. „Jetzt müssen wir Europa weiter vertiefen. Jetzt ist der Moment, an dem wir noch enger zusammenrücken müssen.“

Nach ihrer Rede diskutierte Annalena Baerbock auf dem Podium des Audimax mit den Stadtoberhäuptern René Wilke (Die Linke) und Mariusz Olejniczak (parteilos) sowie der Universitätspräsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal das Thema „Europa leben, Europa stärken“ und stellte sich Fragen aus dem Publikum.

Zwölf Leute demonstrierten vor dem Auditorium Maximum anlässlich Baerbocks Besuch. Sie hielten Zettel mit Buchstaben hoch, die „Frieden schaffen“ ergaben. Damit protestierte das Dutzend gegen die deutsche Unterstützung der Ukraine. „Sie wissen doch, dass die Waffen an Faschisten liefert. Und dafür wird die noch gefeiert“, empörte sich ein älterer Teilnehmer der Anti-Baerbock-Aktion in Anlehnung an die Behauptung des Diktators Putin, die ukrainische Regierung bestehe aus „drogensüchtigen Neonazis“.

Die Europa-Universität Viadrina gestaltet beim Forum unter anderem den Themenschwerpunkt „Wissenschaft im Dialog“. Am Montag, dem 9. Mai, und am Dienstag, dem 10. Mai, nehmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Logensaal der Viadrina deutsch-deutsche und internationale Transformationsprozesse in Vorträgen und Diskussionen in den Blick.

Zu Gast waren bereits Integrationsexpertin Dr. Naika Foroutan, Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Berliner Humboldt-Universität und Vorstand des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung, und der in Frankfurt aufgewachsene Online-Journalist und Autor Christian Bangel. Sie diskutierten am Montagnachmittag im Logenhaus mit der Mitbegründerin der Initiative von „Dritte Generation Ost“ Dr. Adriana Lettrari das Thema „Deutsch-deutsche Verwobenheiten, Migration, (Des-)Integration“.

Parallel finden an beiden Tagen in der Konzerthalle unter der Überschrift „Gesellschaft im Dialog“ Austauschrunden zu deutsch-deutschen und europäischen Transformationserfahrungen statt. Dr. Anne Holper und Elena Mika vom Viadrina-Institut für Konfliktmanagement und Mediation moderieren Formate zu den Fragen: Welche politischen oder gesellschaftlichen Veränderungen haben das Leben der Teilnehmenden am entscheidendsten geprägt? Was haben diese Veränderungen aus ihnen gemacht? Welche Verluste und Konflikte sind entstanden, die Bearbeitung verlangen – oder zumindest anerkannt werden müssen?

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