Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt

Per E-Mail beantwortete Kandidatin Elise Funke (Bündnis 90/Die Grünen) die Fragen von Oderland.news.

Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt

Georg Langer: Welche besonderen Fähigkeiten und Erfahrungen bringen Sie in Ihr neues Amt mit?

Elise Funke: „Für die Aufgaben als Beigeordnete für das Dezernat Bauen, Stadtentwicklung und Umwelt bringe ich in zwei Hinsichten fachliche Expertise mit: Ich habe deutsches und polnisches Recht studiert. Dank meiner Kenntnisse im Verwaltungsrecht, im öffentlichen Wirtschaftsrecht, Bauplanungsrecht, Bauordnungsrecht, Vertragsrecht und Vergaberecht sowie dank des erlernten juristischen Handwerkszeugs kann ich die für das Dezernat relevanten Sachverhalte schnell und gut durchdringen. In der zweiten Hinsicht geht es um die Leitung eines Dezernats, folglich um gute Mitarbeiterführung und Prozessgestaltung. Da bringe ich aus meinen bisherigen beruflichen Stationen Führungs- und Gestaltungserfahrung im öffentlichen Dienst mit. Es wird gerade auch darum gehen, das Zusammenwirken der Ämter innerhalb des Dezernats und die Zusammenarbeit mit anderen Bereichen der Stadt zu steuern, so dass wir wichtige Projekte voranbringen. Im Umgang mit schwierigen Situationen und unterschiedlichen Interessenlagen bin ich geübt, mein Verhandlungsgeschick habe ich daran trainiert. Man kennt mich als konstruktiv, sachorientiert, zielstrebig und hartnäckig. Für unsere Doppelstadt ist es ein unschätzbarer Vorteil, dass ich fließend Polnisch spreche und durch mein polnisches Jura-Studium auch souverän mit den Rechtsgrundlagen unserer Nachbarstadt arbeiten kann. Das wird uns in unserer Zusammenarbeit mit der Stadt Slubice sehr zu Gute kommen. Und ich freue mich darauf, das alles für die Stadt einzubringen.“

Wie kann Frankfurt umweltfreundlicher werden?

„Konzeptuell ist hier in der Stadt bereits einiges in Bewegung gekommen: Die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung beauftragte die Verwaltung mit der Erarbeitung eines neuen Klimaschutzkonzeptes für die Stadt. Damit wird dann hoffentlich erfolgreicher als in den vergangenen Jahren Umweltverträglichkeit und Klimaschutz bei jeder städtischen Maßnahme konsequent mitgedacht. Auch das Elektromobilitätskonzept ist auf dem Weg und wird ein Schritt in Richtung emissionsarmer Verkehr werden. Wichtig ist mir, dass wir einen Klimaschutzmanager oder eine Klimaschutzmanagerin als Funktion in der Stadtverwaltung verankern, idealerweise finanziert über Fördermittel, da wir im Moment keine neuen Stellen schaffen können. Noch bevor die Konzepte stehen, können und müssen wir schon anfangen, einzelne Maßnahmen umzusetzen: Die Stadtverwaltung selbst könnte zum Beispiel mehr als bisher auf Plastik verzichten, sich für ein Pfandsystem bei Großveranstaltungen einsetzen, und über ihre Gesellschaften die erneuerbaren Energien forcieren. Hier möchte ich mit den unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren der Stadt Vorhaben voranbringen. Besonders positiv fällt mir hier in Frankfurt auf, dass es eine städtische Zivilgesellschaft gibt, die ein Herz für ihre Umwelt, für die Parks und das Grün in der Stadt hat. Sei es der ehrenamtliche Naturschutzbeirat, die Lennépark-Initiative, eine Facebook-Gruppe, deren Mitglieder sich regelmäßig zum Müllsammeln verabreden oder Bürgerinnen und Bürger, denen ein für Glühwürmchen gedeihlicher Grünschnitt am Herzen liegt. Engagierte Bürgerinnen und Bürger möchte ich für die Stadt weiterhin mit einbeziehen und dieses Engagement aus der Stadtverwaltung heraus weiterhin unterstützen.“

Unsere Stadt gilt als eine der fahrradfeindlichsten in Deutschland. Haben Sie vor, daran etwas zu ändern?

„Das Radfahren ist ein wichtiger Baustein umwelt- und klimafreundlicher Mobilität und muss deshalb ein wichtiger Baustein von Verkehrsplanung sein. Wir haben inzwischen schon ein paar mehr Radspuren und Stellplätze als früher, brauchen aber wesentlich mehr sichere und komfortable Radwege, so dass es für Frankfurterinnen und Frankfurter immer attraktiver wird, auf das Rad umzusteigen. Vor allem Kinder und ältere Bürgerinnen und Bürger müssen sich beim Radfahren sicher fühlen. Was wir zeitnah umsetzen können: Bei anstehenden Sanierungen müssen wir durchgängige Radrouten umsetzen. Wir sollten auch dem Oder-Neiße-Radweg an der Oder mehr Aufmerksamkeit schenken und auch die Möglichkeit nutzen, darüber Besucherinnen und Besucher in die Innenstadt zu lenken. Für die Zukunft können wir über Trassen für Radschnellwege durch das Stadtgebiet nachdenken.“

Welches aktuelle Bauvorhaben sollte, unabhängig von den Kosten, oberste Priorität besitzen?

„Da sehe ich drei Schwerpunkte für die anstehende Zeit: Im Stadtgebiet gibt es bauliche Vorhaben, die identitätsstiftend sind und dem Stadtkern ein Gesicht geben werden: Die Areale Slubicer Straße und die Marktostseite müssen auf sichere Füße gestellt werden, das Alte Kino ist weiterhin erfolgreich voranzubringen. Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass es für die Lebensqualität aller Frankfurter*innen genauso wichtig ist, den Sanierungsrückstau bei Schulen, Kitas und Sportstätten sukzessive abzubauen. Und nicht zuletzt: Die Ansiedlung von Tesla, die Inbetriebnahme des BER und die Entwicklung des Metropolraums Berlin werden voraussichtlich Dynamiken entwickeln, auf die wir als Stadt jeweils klug reagieren müssen.“

Was wollen Sie anders als ihre Vorgänger machen?

„Mein direkter Vorgänger war Jörg Gleisenstein. Er war ein Freund von mir, darum hätte ich sehr gern darauf verzichtet, unter diesen Umständen seine Nachfolge anzutreten – sofern ich das Vertrauen der Stadtverordneten dafür bekomme. Was ich genauso machen werde, wie er: Ich komme mit einer grünen Haltung! Natürlich liegen mir die grünen Themen Umwelt- und Klimaschutz, Radverkehr, nachhaltiges Wirtschaften und Chancengleichheit am Herzen. Da kann es zu Zielkonflikten kommen, keine Frage. Aber es ist auch keine Frage, wo dann meine Priorität liegt: Auf der Weiterentwicklung der Stadt. Worauf ich mich, genau wie meine Vorgänger verlassen kann: Auf fachlich sehr gut besetzte Ämter. Darauf kann ich mich sogar noch mehr verlassen, als Jörg Gleisenstein es vergönnt war, denn das Bauamt konnte erst kurz vor seinem Tod mit einem versierten Bauingenieur besetzt werden. Und wie auch meine Vorgänger werde ich vor der Herausforderung stehen, dass wir unseren Investitionsspielraum, den wir hoffentlich in weniger als einem Jahrzehnt vergrößert haben werden, zunächst durch Schuldenabbau hart werden erkämpfen müssen. Und ohne in dieser Hinsicht meine Vorgänger bewerten zu können oder zu wollen: Ich komme mit meiner eigenen Persönlichkeit. Mit dieser stehe ich dafür, dass Führung wertschätzend, konstruktiv und integrativ sein kann. Dass Durchsetzungsstärke selbstverständlich einhergehen kann mit Freundlichkeit.“

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